Experimentieren im World Wide Web

Ulf-Dietrich Reips

Psychologisches Institut
Universität Tübingen
Friedrichstr. 21
72072 Tübingen
e-mail: ulf.reips@uni-tuebingen.de

Abstract


Im Unterschied zu den klassischen Medien Fernsehen und Video ermöglicht das World Wide Web (WWW) eine Interaktion zwischen Anbieter und Benutzer. Damit ist auch für die Experimentelle Psychologie die Grundlage geschaffen, sich diese neuen technischen Möglichkeiten zunutze zu machen. Das WWW bietet dem Experimentator eine Reihe spezifischer Vorteile und erweitert die traditionelle Dichotomie von Labor- und Feldexperiment um eine interessante Option.
Neben verschiedenen Vorteilen methodischer Natur - man denke etwa an ein potentiell schnell erreichbares hohes n und die durch die Ortsungebundenheit gering eingeschränkte Stichprobe - ergeben sich auch solche organisatorischer und finanzieller Art. So werden z.B. keine realen Versuchsräume benötigt und außer zur gelegentlichen Kontrolle der Technik müssen keine Vesuchsleiter präsent sein.
Das erste Lernexperiment im WWW ist ein Versuch, zunächst punktuell, mit weiteren Experimenten jedoch zunehmend systematisch, ein Forschungsprogramm zur Erfassung der Güte dieser neuen Experimentalform zu beginnen. Dies geschieht durch Validierung an einer Stichprobe im klassischen Laborsetting.
Inhaltlich sollte das Experiment überprüfen, inwieweit beim diagnostischen Erwerb von Kausalwissen (also von Effekten zu Ursachen) Informationen über vermittelnde Kausalmechanismen eine Rolle spielen.
In einer ersten Lernphase lernten die Versuchspersonen die unterschiedliche Wirksamkeit zweier Kausalmechanismen (chemische Prozesse) in einer Struktur aus zwei Ursachen (Mikroben) und zwei Effekten (Stoffe).
In der zweiten Lernphase erwarben die Versuchspersonen Wissen über die Produktion zweier weiterer Stoffe durch die Mikroben. Dabei erhielt die eine Hälfte der Versuchspersonen nur Kontingenzinformationen, die andere Hälfte auch solche über die Kausalmechanismen.
Anschließend wurde erhoben, ob die Mechanismusinformation zu einer größeren Berücksichtigung der Diagnostizität der Stoffe, d.h. ihrer Brauchbarkeit als Indikatoren für das Vorliegen einer Mikrobe, führte.
Im "Web Experimental Psychology Lab" finden neben dem hier besprochenen Lernexperiment weitere Experimente statt, die mit Hilfe eines Web Browsers unter der URL-Adresse http://www.uni-tuebingen.de/uni/sii/Ulf/Lab/WebExpPsyLab.html zu erreichen sind.

Deskriptoren: Experiment, Internet, Wissenserwerb